Maria

MARIA XXX von Heike Hennig
zwischen göttlicher Verzückung und erotischer Ekstase

Trailer DVD Aufzeichnung

MARIA mit Triptychon von Noriko und Felix Minkus nach Bernini, Video: Hagen Wiel

Der Name Maria stammt aus dem Hebräischen und bedeutet die Widerspenstige. Widerspenstig sein, nicht ins Bild passen, aus dem Rahmen fallen: Tänzer, Musiker und Sänger agieren gemeinsam und betreten, unabhängig von ihrer Profession, als Bedürftige, Lustvolle, Ausgelieferte  die Bühne: Sie zittern, beten und sinken in den Schutzmantel der Madonna, der zugleich als Bettlaken und als Netz für Fische dient. Verstörende und brüchig schöne Bilder zwischen Lebensfreude und Todessehnsucht: Ein hungriger Mann und eine erfüllte Frau in der Menge der Suchenden. Hinter ihnen schwebt die heilige Theresia zwischen göttlicher Verzückung und erotischer Ekstase: bis zur (Un)kenntlichkeit aufgepixelt verweist sie auf die Phantasmen globaler Verfügbarkeit. Es geht um Schuld und Unschuld unserer Körper, die mit der unbefleckten Empfängnis dem gegenwärtigen Frauenbild vor 2000 Jahren eingeschrieben wurden. Rein und heilig oder lustvoll und verdorben – wer zu schauen wagt, entscheidet.

Die Figur der Jungfrau und Gottesmutter Maria ist im Laufe der abendländischen Kulturgeschichte zur Symbolfigur und Projektionsfläche von Weiblichkeitsvorstellungen avanciert. Die Choreografin Heike Hennig stellt diese Figur ins Zentrum ihres Tanzoratoriums. In der Barockzeit erlebte die Marienverehrung eine Hochzeit. Marienkantaten und -arien von Georg Friedrich Händel und Alessandro Scarlatti in der Interpretation des Barockorchesters Lautten Compagney Berlin bilden das historisch-musikalische Tableau, das durch die Soundkünstlerin DJ CFM in einen elektronischen Klangraum  transponiert wird. Neben der musikalischen Bearbeitung spielt auch die Bühnengestaltung in ihrer Doppeldeutigkeit von göttlicher Verzückung und erotischer Ekstase eine zentrale Rolle: ein altarähnlicher Aufbau – mit der Verzückung der Heiligen Theresia gleichsam einer Ikone im Hintergrund. Die Plastik von Bernini gilt als Beispiel für die im Barock formulierte Verwandtschaft von Religiosität, Wollust und Grausamkeit. Ein Bild aus dem Barock zwar, das durch seine starke Aufpixelung an die Unkenntlichmachung von Tätern und Opfern im medialen Bereich oder an entsprechende Maskierungen in der Pornographie erinnert. Die Inszenierung verbindet Gesang und Orchestermusik, Tanz, Licht und Raum so, dass sie den Geist des Barock erkennen lässt, ihn aber in die Gegenwart transponiert: Alle – Musiker, Tänzer und Sänger – sind Teil einer physischen Regie. Jeder Körper dient als Projektionsfläche für das Bedürfnis nach Liebe, Intimität und Geborgenheit. Zwischen der Lobgepriesenen und der Schmerzensreichen, zwischen der Heiligen und der Hure, zwischen Verehrung des Göttlichen und Verachtung des Leiblichen oszillieren bis heute unsere von Maria präfigurierten Weiblichkeitsbilder. Die genreübergreifende Produktion will nicht schockieren, dennoch anregen und erregen. MARIA unterwandert das jeweils gängige Bild der Heiligen und Hure und spielt mit den Erwartungshaltungen der Zuschauer. Welche Bilder empfinden wir als unmoralisch oder als Tabubruch, wann werden Grenzen überschritten? Und umgekehrt: Maria – die Erhabene, die Reine und Schöne – wie sehr sind wir durch die christliche Idealvorstellung der Frau geprägt? Was erlauben wir uns selbst zu denken, zu fühlen, als lustvoll zu empfinden?

Musik, Arien, Sounds

Marienarien von Georg Friedrich Händel und Alessandro Scarlatti. Elektronische bearbeitete Musik und Sounds von CFM

Inszenierung

Musikauswahl, Choreographie & Regie: 
Heike Hennig
Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Dramaturgie: Dr. Jochen Kiefer
Soundkunst: CFM
Bühne: Noriko und Felix Minkus
Kostüme: Min Stiller
Kostümassistenz: Marcella Dusi
Gesamtleitung, Produzent: Friedrich U. Minkus
Produktionsassistenz: Kathrin Eisermann

Besetzung (Änderungen möglich)

3 Sängersolisten: Marie Luise Werneburg(Sopran), Yosemeh Adjei (Countertenor), Daniel Ochoa / Ludwig Obst (Bass-Bariton) 
7 Tänzersolisten: Etoile Chaville, Catherine Jodoin, Sylvania Pen, Christine Joy Ritter, Anne Schmidt, Helga Wretmann, und Gonzalo Cruzinha, Hong-Nguyen Thai, Prince Kwadwo Ofori
12 Musiker der Lautten Compagney Berlin 
DJ: CFM

Premiere Uraufführung

ab Juni 2010 UA-Premiere
Händel Festspiele Halle (Saale) Neues Theater Klangvokal Dortmund im Schauspielhaus Dortmund

Wiederaufnahme

16. und 17. März 2013 in der Oper Bonn

Anlässlich der ersten Tanzplattform Sachsen am 4. Mai 2013 im Festspielhaus Hellerau wird eine Tanzfassung mit Video- und Orchestereinspielung erarbeitet.

Die DVD und das Programmheft erhalten Sie in unserem Online-Shop


Musik: CFM Electro-Arie aus Dolce chiodi, Händel, La Resurrezione, Gesang: Daniel Ochoa, Tanz: Christine Joy Ritter und Anne Schmidt >>>


Musik: Scarlatti, Inferno, Aria Con I’idea d’un bel gioire und CFM, Gesang: Daniel Ochoa, Tanz: Hong-Nguven Tai >>>

Medienecho

Der General-Anzeiger zeigt sich anläßlich der Gastspiele im Opernhaus Bonn begeistert, “Es kommt noch besser: In den reiehen der Tänzer sind veritable Sänger versteckt. .. die mit engelsgleicher Stimme …” und weiter: “Dennoch ist es verblüffend, wie organisch alles bei “Maria XX X” ineinandergreift…” lesen Sie selbst >>>

Die tanz Zeitschrift verschenkt drei DVDs von MARIA Der Film: Hagen Wiels neugierige Kameras auf Heike Hennigs erotische TanzSingKunst am 7. Juli um 10:00 Uhr +49 30 254495 20 “Für eine Heilige wäre es das ungünstigste Rating, nach amerikanischen Maßstäben die Sünde selbst” und “weil sich choreographisch die Barockmusik von Scarlatti und Händel durchaus züchtig zu einer Orgie steigert.” wie, “zeigen die neugierigen Kameras von Hagen Wiel, die bis ins Detail … und an den Körpern der Tänzer wie in einer Art Kamasutra der Lust entlangfahren.” und so resümiert die tanz-zeitschrift “die Zeit der Libertinage und die Feier einer erotischen Tanzsingspiellust.” >>> Die Vart Land Oslo berichtet ausführlich über das “Levende Händel-fest” und über begeistert über die Uraufführung von MARIA X X X “Moderne. Kanskje aller tydeligst i dansatoriet Maria, hvor arier av Händel og Scarlatti moter samtidsdans  >>>. Im Frame Design Magazine Amsterdam erschien ein Bericht der sich dem Bühnenbild von Noriko und Felix Minkus widmet ”A pixelated image of a Christian deity refers to the blurred images of today’s criminals, in the stage design of Maria X X X by Minkus Architects”>>>. Das Deutschlandfunk Musikjournal zeigt sich überrascht über “Maria das ist die kecke blonde Solistin, die mit … beeindruckender Stimme über die Bühne fegt, aber auch die virtuose Tänzerin … oder der Bass, der auf den Knien singend eine Frau in den Arm nimmt und sie wie ein Kind an der Brust saugen lässt” und so wünscht Elisabeth Nehring MARIA X X X “vor allem eine größer Bühne” >>>. Die Mitteldeutsche Zeitung feiert Maria als “Reigen des Lebens” und ”große Feier des Menschlichen und der Künste >>>. “Bedrohlich schön” betitelt die Leipziger Volkszeitung die Uraufführung von MARIA X X X und ruft schon mal die “Zukunft des Theaters . .. ästhetisch und zeitgemäß, berührend, sinnlich und dabei intellektuell herausfordernd aus >>>. Auch die Thüringische Landeszeitung ist von Heike Hennig’s “MARIA Erotik der Gottesmutter” begeistert und schreibt ”außergewöhnlich spannendes Uraufführungsprojekt” und ordnet Maria in die “Kategorie Magisch” ein >>>. Vorab hat die Westdeutsche Allgemeine Zeitung und  Westfälische Rundschau getitelt: “Jungfrau, Hure, Maria” und beschreibt Maria vollmundig als  “wunderschönes Tanzoratorium von Heike Hennig … engelsgleich und verführerisch >>>Auch die Ruhr Nachrichten waren dabei und schrieben: “MARIA von Heike Hennig bot herausragendes modernes Tanztheater im Schauspielhaus Dortmund und erntete Standing Ovations” welches ihrer Meinung nach “Ein Fingerzeig in die Zukunft des Musiktheaters” ist >>>Frau Dr. Hanna John (langjährige Leiterin der Händel-Festspiele Halle) bedankte sich bei Heike Hennig nach der Uraufführung von MARIA mit “Händel verstanden” >>>. In der Vorankündigung der Mitteldeutschen Zeitung wird Heike Hennig zur Leipziger Ballett Chefin gemacht unter dem Titel: “Händel, Tänzer und Tabus >>>

Produktion

MARIA ist eine Produktion der HEIKE HENNIG gGmbH in Koproduktion mit Händel-Festspiele Halle, Theater, Oper und Orchester GmbH  Halle und FZTM Leipzig für OPER unplugged in Zusammenarbeit mit dem internationalen Festival Klangvokal Dortmund, Stadttheater Bozen und Kunstfestival Flux-s Eindhoven . Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen die LOTTO Sachsen-Anhalt GmbH und die Stadt Leipzig.

MARIA 
Dance Oratorio by Heike Hennig

Festival of Handel in “Neues Theater” (new theater) in Halle – Premiere: 8 of June 2010

The name Maria means the shrew. Being a Shrew – not fitting any image: dancers, musicians and singers act together and step on stage, regardless of their profession; as needy and passionate people, people at the mercy of others: they tremble, pray and fall into the Virgin of Mercy’s cloak of protection, which is used simultaneously as a bed sheet and as a fishing net. The play explores the guilt and innocence of our bodies, into which our present notion of the female was inscribed about 2000 years ago along with the concept of the Immaculate Conception. Pure and holy or full of relish and sinful – those who dare to watch may decide.

Our preconceived pictures of femininity that accompany the figure of Maria vacillate between the praised and the strongly painful woman, between the admiration of the divine and the contempt of the physic, between the saint and the whore. The production combines singing and orchestra, music, dance, light and room in a way that lets the spirit of the baroque era be recognised, transposing into to the present: Everybody – musicians, dancers and singers – is part of a physical stage direction. Cantatas and arias of Mary by George Frederic Handel and Alessandro Scarlatti in an interpretation of the baroque orchestra Lautten Compagney Berlin form the historical musical tableau, which get transposed in an electronic sound-space by the sound artist DJ CFM. The stage design assumes a central place within the ambiguity of divine rapture and erotic ecstasy: The Ecstasy of Saint Theresa by Bernini is considered to be an example of the relationship between religiosity, lust and cruelty as it was formulated during the baroque period. Through hyperpixelation of the picture the viewer is reminded of today’s practice of making criminal offenders and victims unrecognisable in the media or in pornographic material.

MARIA 
L’oratorio de danse d’Heike Hennig

Festival d’Haendel au « Neues Theater » (théâtre nouvelle) à Halle – Première : le 8 juin 2010

« Maria » est un personnage qui sert comme mur de projection de notre espoir pour la rédemption et à la sécurité. Elle agit au centre de cet oratoire de danse comme femme admirée, célébrée et dulcinée. « Maria » joue avec la nostalgie pour l’intimité, la proximité et le sentiment de la sécurité aux sonorités sélectionnées et aux arias avec musique électronique d’Haendel et Scarlatti

Foto: J. Blobel